Donnerstag, 10. November 2016

French culture #1: Kosenamen in Frankreich

.... oder: ça va, ma biche ??

Ein Phänomen, das ich in diesem Ausmaß aus Deutschland überhaupt nicht kannte und kenne, ist der Hang der lieben Franzosen, Freunde, Bekannte, Familie, aber auch Arbeits-/Vereinskollegen oder Nachbarn, mit Kosenamen anzureden.

Ich war sehr erstaunt, als ich an meinem ersten Morgen in Frankreich, vor 16 Jahren, von meiner Gastmutter- ich war damals Au-Pair- mit einem : 'Bonjour, bien dormi, ma biche ?' begrüßt wurde.
Übersetzt heisst das soviel wie: ' Guten Morgen, gut geschlafen, mein Reh ?'

Damals hab ich noch etwas unsicher in meinem Wörterbuch nachgeschlagen um sicher zu gehen, dass ich auch wirklich genau gehört hatte und konnte meinen Rehaugen kaum glauben: Ich hatte richtig verstanden !

Ich habe dann sehr schnell bemerkt:

In Frankreich wird immer und überall gekosenamt.

Selbst Männer unter ihresgleichen sind da sehr kreativ. In diesem Fall ist die Wortwahl eben etwas männlicher und oft unter der Gürtellinie. ( worauf ich nicht tiefer eingehen werde ;-).)
Häufig höre ich hier ein: 'ça va mon vieux' ? übersetzt: 'wie gehts, mein Alter ? Ich weiss, das sagt man in Deutschland auch zwischen Kumpels. Aber dass ein Chef so seinen Angestellten begrüßt ist da eher unwahrscheinlich. In Frankreich geht das. Wenn natürlich auch nicht immer und überall.

Männer nennen hier auch mal eine Bekannte, Schwägerin oder Kollegin ma belle (meine Schöne), ma jolie (meine Hübsche), ma caille (meine Wachtel) oder ganz einfach ma chérie ( wörtlich übersetzt: 'meine Teure'. Aber es ist hier eher die Äquivalente zu 'mein Schatz'), ohne dass dies moralisch deplaziert oder zu intim wirken könnte.

Einer meiner ehemaligen Arbeitgeber begrüsste mich zum Beispiel jeden Morgen mit einem:
'Ca va, mon poussin ?' heisst soviel wie 'Wie geht's, mein Küken ?'
Der Kellner, der mir in meinem Stammbistro jeden morgen meinen Kaffee servierte nannte mich immer ' ma beauté' (meine Schönheit).
Und mein Ex-Schwager fragt jedes Mal wenn er mich sieht: 'quoi de neuf, ma Poulette?' ( 'was gibts Neues, kleine Henne ?')
Und wie gesagt, ohne dass dies in irgendeiner Weise anzüglich wäre oder falsch interpretiert werden könnte. So sind sie eben, die französischen Männer. Charmeure durch und durch. Aber sie kennen die Grenzen. Kosenamen sind da so etwas wie Automatismen. Nicht mehr. Aber eben auch nicht weniger. Und erst einmal daran gewöhnt, findet Frau ( und ich persönlich auch ;-) ) diese Art der Begrüssung sehr angenehm.

Als leicht übertrieben empfinde ich jedoch auch nach all den Jahren hier die Extremkosenamerei der Französinnen. Unter Freundinnen, Kolleginnen, Verwandten, auch wenn sie sich nicht nahestehen (und oft gerade dann: es verstehe einer die Frauen :-).... ), wird da mit Tieren und anderem Koseschnickschnack nur so um sich geworfen:

Ma puce ( mein Floh), mon lapin (mein Kaninchen), ma poule ( meine Henne), mon canard ( meine Ente), ma biche ( mein Reh) mon chaton (mein Kätzchen), ma belle ( meine Schöne), mon ange ( mein Engel), ma gazelle ( meine Gazelle), ma chérie ( mein Schatz), belle plante ( schöne Pflanze), mon amour ( meine Liebe) ..... um nur ein paar zu nennen....
....und ich vergessse natürlich ganz viele....
Meine Zumba-Lehrerin schreit uns immer ein 'on y va les cocottes' ( heisst soviel wie 'jetzt gehts loss, ihr Hühnchen), am Anfang jeder Kursstunde zu.
Und meine Freundin A. sagt nach jeder getroffenen Vereinbarung oder Verabredung: ' ça roule ma poule!' ( könnte man mit 'Abgemacht, meine Henne!' übersetzen.
Man bemerke: Federvieh ist gross 'en vogue' ;-).

Wie gesagt, die Französinnen mögen es gerne theatralisch- für meinen deutschen Geschmack oft schon etwas überheblich- untereinander. Selbst SMS werden da mit gaanz viel ma biche, belle, douce, etc und  noch viel mehr Kuss-smileys angereichert....
Tja, was aus einem Männermund angenehm klingt, finde ich bei Frauen gewöhnungsbedürftig.
--- wie immer: ich gebe hier nur meine gaaaanz persönliche Ansicht wieder !!!!
(--- und ein bisschen hat die Kosemanie auch schon auf mich abgefärbt. Ich nenne mittlerweile einige Freundinnen 'ma belle'. Aber nur die ganz engen. Und Geflügelnamen gehen gar nicht. Vielleicht werde ich das in 10 Jahren anders sehen...)

Ganz lustig sind die erfundenen Wörter. Hier lassen es die Frenchies kreatiftechnisch richtig krachen: mon chouchou, ma choupette, ma choupinette, mon loulou, ma louloutte, ma poupoune.... klingt doch super, oder ?? :-))))  Und Männer untereinander nennen sich auch gerne einmal ' coco'.

Zwischen Eltern und Kindern verhält es sich wie in Deutschland, denke ich. Da ist alles erlaubt was dem Kind später einmal peinlich sein könnte ;-).....

Und unter Paaren? Hier gilt die selbe Regel wie für die Kinder! Nebst dem grossen Klassiker und Salontauglichen: chéri(e).

Wie kreatif die Kosenamenvergabe in anderen Ländern ist, weiss ich nicht und habe auch beim googlen nichts nennenswertes darüber gefunden. Es würde mich aber sehr interessieren.
 Also, falls sich irgendwann einmal irgendjemand auf diesen Blog verirren ( und diesen Post bis zum Schluss lesen) sollte der mit mir seine Kosenamen-Erfahrungen in seinem (Adoptiv)land teilen möchte, würde ich mich darüber sehr freuen !

In diesem Sinne,
Bis bald et à bientôt, les loulous !

Tina




2 Kommentare:

  1. Sehr schöner Artikel! Es wirkt so als würde deine Persönlichkeit richtig herausstrahlen.

    Mein kleiner Bruder wird von der ganzen Familie Coco genannt und weil ich als kleines Kind so gerne Gelb getragen habe, hat mich meine Erzieherin immer poussin genannt. :)

    AntwortenLöschen
  2. Borgata Hotel Casino & Spa - JamBase
    Borgata Hotel Casino & Spa offers 3,600 slots, 88 table games and a live 영천 출장샵 poker room. The resort offers an indoor 과천 출장샵 pool, a 진주 출장안마 bar and an 김제 출장안마 arcade. 거제 출장안마 The hotel  Rating: 4.3 · ‎Review by JT Hub

    AntwortenLöschen